Obwohl ihre Chancen in anderen Berufen besser wären, wählen junge Frauen in der Schweiz unverändert bevorzugt Jobs, die im Schnitt niedriger entlohnt sind und schlechtere Aufstiegschancen bieten als die ihrer männlichen Generationsgenossen. An einer mangelnden Auswahl kann es nicht liegen – der Arbeitsmarkt boomt und wird auch in den kommenden Jahren stabil bleiben, und die Schweizer Unternehmen sind auf gut qualifizierte Frauen stärker angewiesen denn je.

Ein Grund, das früher einer besseren beruflichen Entfaltung der Frauen entgegenstand, fällt heute zwar weniger ins Gewicht, ist aber nach wie vor gültig: die ungleiche Verteilung der Haus- und Familienarbeit zwischen Männern und Frauen. Immer noch leisten Frauen einen fast doppelt so hohen Beitrag im Haushalt wie Männer, auch wenn der Abstand in den letzten Jahren geringer geworden ist.

Berufswahl – Frauen bestätigen ungewollt Vorurteile

Der entscheidende Grund für den fortbestehenden Unterschied ist, dass Frauen weiterhin dann beruflich kürzer treten, wenn sie ein Kind bekommen, während Männer weiter machen wie bisher – und wenn man die unterschiedlichen Präferenzen von Männern und Frauen bei der Berufswahl betrachtet, muss man davon ausgehen, dass die Weichen für die spätere Entscheidung, beruflich zurückzutreten, schon früh gestellt werden. Denn wenn Männer überwiegend besser entlohnte und chancenreichere Berufe wählen und Frauen solche mit niedrigerer Vergütung und schlechterer Aufstiegsperspektive, ist die Entscheidung, dass eher die Frau beruflich zurücksteckt als der Mann, für Paare wirtschaftlich gesehen nahezu zwingend.

Ausschlaggebend für die wenig Karriere orientierte Ausbildungs- und Berufswahl der Schweizer Frauen sind nach Überzeugung von Experten kulturelle Prägungen. Denn während beispielsweise in Indien Bauarbeiterinnen keine Seltenheit sind, ist es in der Schweiz bereits schwierig, genügend Ingenieurinnen zu finden. An schlechten Leistungen kann die Zurückhaltung der Frauen nicht liegen, denn sie schneiden in Schule, Ausbildung und Studium durch die Bank weg besser ab als Männer. Mt einer Fülle von Initiativen auf betrieblicher Ebene und seitens des Staats soll dazu beigetragen werden, mehr Frauen zu ermutigen, Ausbildungs- und Berufschancen besser zu nutzen. Ein wesentlicher Schritt auf dem Weg zu mehr beruflicher Gleichberechtigung soll die schrittweise Beseitigung der Lohndiskriminierung sein. Noch verdienen Frauen zwanzig Prozent weniger als Männer. Doch damit soll bald Schluss sein. So entfiele dann auch der wesentliche Grund, warum es für Paare wirtschaftlich sinnvoll ist, wenn die Frau beruflich zurücksteckt und nicht der Mann.

Quelle: www.azi.ch

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