Frauen fliegen Flugzeuge, arbeiten im OP, konstruieren Maschinen, leiten Weltkonzerne - damit dürfte doch belegt sein, dass Benachteiligungen im Job aufgrund des Geschlechts der Vergangenheit angehören, oder?

Ganz so rosig sieht die Realität in der Arbeitswelt leider doch nicht aus. Nach wie vor existiert die sogenannte "Gender Pay Gap", also ein geschlechtsspezifischer Lohnunterschied zwischen Männern und Frauen. Dieser liegt in der Schweiz abhängig von der jeweiligen Branche zwischen 10 und 20 Prozent, das heisst, Männer verdienen bis zu 20 Prozent mehr als Frauen. Frauen, die bei gleicher Qualifikation im Job dieselben Aufgaben haben wie Männer, verdienen immerhin noch etwa acht Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen. Von Chancengleichheit im Berufsleben kann also nach wie vor keine Rede sein. Frauen werden oft benachteiligt- und das fängt schon damit an, dass es ihnen nicht leicht gemacht wird, in klassischen Männerdomänen Fuss zu fassen. Aber wo liegen die Probleme genau?

Nach der Babypause müssen die meisten Frauen Einkommenseinbussen in Kauf nehmen

Bereits während der Schulzeit findet oft eine einseitige Förderung statt. Mädchen haben weniger Chancen in technische oder naturwissenschaftliche Berufe hineinzuschnuppern als Jungen. Wollen sie einen "Männerberuf" ergreifen, erleben sie häufig negative Reaktionen aus ihrem Umfeld. Auch später ist es für Frauen weitaus schwieriger als für Männer, eine Führungsposition zu ergattern. Das liegt daran, dass Männer weniger Arbeitsunterbrechungen in ihrem Lebenslauf angeben müssen als Frauen und sich häufiger Überstunden machen. Der Grund: Frauen haben Probleme, ihre Karriere und die Familienplanung unter einen Hut zu bekommen. Sie setzen also länger und viel häufiger beruflich aus als Männer, um sich um die Kinder zu kümmern. Nach der Babypause stagniert die Karriere von Frauen oft, häufig können und wollen sie nur noch in Teilzeit arbeiten, um neben dem Job genügend Zeit für Haushalt und Familie zu haben. Studien haben zudem gezeigt, dass Männer in Sachen Haushaltsführung nach wie vor wenig von Gleichberechtigung halten und es ihren Partnerinnen überlassen, zu putzen, zu waschen, einzukaufen und zu kochen.

Kinderbetreuung ist in der Schweiz mit hohen Kosten verbunden

Ein weiteres Problem für Frauen, die sich Kinder wünschen, sind die enormen Betreuungskosten für Kinder unter vier Jahren in der Schweiz. Krippenplätze sind sehr teuer, Mütter müssen schon einen überdurchschnittlichen Lohn erhalten damit es sich lohnt wieder arbeiten zu gehen, bevor die Kinder in den Kindergarten kommen. Zudem sind familienfreundliche Unternehmen, die ihren Mitarbeiterinnen in Sachen Vereinbarkeit von Beruf und Familie entgegenkommen, immer noch selten zu finden. Flexible Arbeitszeiten, die Möglichkeit, von zu Hause aus zu arbeiten, betriebliche Kinderbetreuung - das wären Massnahmen die wirklich dazu beitragen würden, dass Chancengleichheit für Männer und Frauen im Berufsleben Realität werden könnte. Ob staatliche Vorgaben wie beispielsweise eine Frauenquote sinnvoll sind, ist hingegen umstritten. In den meisten Branchen würde dies nichts an den bestehenden Problemen ändern.

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